Bei der Veroffentlichung dieses Werkchens wurde ich in der Hauptsache von dem Gedanken geleitet, auch dem grosseren gebildeten Leserkreise einen Einblick in die Schatze unserer reichen altdeutschen Volkspoesie zu ermoglichen, und um dies zu erreichen, habe ich den Text der Gedichte in moglichster Anpassung an die neuhochdeutsche Sprache wiedergegeben, von dieser Regel nur mit wenigen Ausnahmen da abweichend, wo sich ohne Gefahr fur die Verstandlichkeit die ursprungliche Wortform anwenden liess, und dort, wo sich ohne Umgestaltung des ganzen Textes ein neuhochdeutsches Wort nicht hatte verwenden lassen; doch habe ich in diesen wenigen Fallen, um der Sprachkenntnis der geneigten Leser nicht allzuviel zuzumuten, stest die Ubersetzung beigefugt. Die Priameln waren seit dem 13. bis in das 15. Jahrhundert mit ein Hauptbestandteil der deutschen Volkspoesie. Ihre Ausgrabung, wenn man so sagen will, aus dem Schutte der Jahrhunderte verdanken wir niemand Geringerem als Gotth. Ephr. Lessing, der ihrer zum ersten Mal wieder erwahnt in einem Briefe an Herder vom 10. Januar 1779. Die Priamel ist in Form und Darstellung durchaus volkstumlicher Art, trat daher wahrend der Blute des ritterlichen Minnegesanges ganz zuruck und zeigte sich erst wieder, als das Volksleben neue Kraft und Bedeutung gewann. [...] Der Verlag der Wissenschaften verlegt historische Literatur bekannter und unbekannter wissenschaftlicher Autoren. Dem interessierten Leser werden so teilweise langst nicht mehr verlegte Werke wieder zugangig gemacht. Das vorliegende Buch ist ein unveranderter Nachdruck der historischen Originalausgabe aus dem Jahr 1892.