Wie ging Johann Sebastian Bach vor, als er seine beiden grossen Passionen komponierte? Wie entwarf er Anlage, Struktur der einzelnen Teile und Abfolge der einzelnen Satze? Und wie organisierte er die Dauer des gesamten Werks und seiner Glieder? Dass diese Entscheidungen die sorgfaltig ausgearbeitete Grundlage der Matthaus- und Johannespassion bilden, zeigt dieses Buch auf eindruckliche Weise. Inhaltlich und formal beruhen die beiden Passionen auf dem Text des Evangeliums und dessen traditioneller Gliederung in Akte. Gleichzeitig aber manifestieren sie Bachs Verfahren, ein ausgedehntes und vielschichtiges Werk fur ein umfangreiches Ensemble zu disponieren, und tun kund, wie er die Organisation der Dauern auf der zeitlichen und funktionalen Ebene vollzog. Die Matthaus-Passion besticht durch die Grosse der Anlage, die Johannes-Passion durch die dispositionelle Ausgewogenheit, die sie in den Modifikationen der Ausarbeitung wahrt. Erstmals in der Bach-Forschung widmet sich eine Analyse dieser beiden grossen Werke dezidiert ihrer Zeitstruktur.